Entschliessung 78 (1999)1 betreffend Europa 2000 Beteiligung der Jugend: jugendliche Bürger

Der Kongress

Hat zur Kenntnis genommen

1. die Schlussfolgerungen der vom 23. bis 25. Oktober 1997 in Budapest stattgefundenen Konferenz "Europa 2000 - Jugendliche und ihre Städte: Ihre Beteiligung ? Ein Vergleich der politischen Richtungen", an welcher Ratsmitglieder und Behördenvertreter aus Städten und Regionen, Vertreter lokaler Jugendstrukturen und von Jugendorganisationen, Mitglieder der Parlamentarischen Versammlung, Vertreter des Europäischen Lenkungsausschusses für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Bereich Jugend sowie des EJZ und des EJF des Europarats teilnahmen;

2. den Auswertungsbericht über die Umsetzung der Europäischen Charta der Beteiligung von Jugendlichen am Leben der Stadt und Region nach deren Annahme 1992 mit der Entschliessung 237;

Erinnert

3. an die Empfehlungen des Ministerkomitees (97)3 betreffend die Beteiligung der Jugendlichen und die Zukunft der bürgerlichen Gesellschaft sowie (98)6 betreffend die Jugendpolitiken des Europarats;

4. an seine Entschliessungen 15 (1995) betreffend "Gemeindedemokratie: ein Bürgerschaftsprojekt", 40 (1996) betreffend "Arbeitslosigkeit/Arbeit: Neue Tätigkeiten und Berufe", 43 (1997) "Europa allen Jugendlichen öffnen: Städte und Regionen in Aktion";

5. an den Anhang B der Schlusserklärung der 5. Konferenz der für Jugendfragen zuständigen europäischen Minister, vor allem Artikel 1: "Beteiligung der Jugendlichen und europäische Bürgerlichkeit";

6. daran, dass die Beteiligung der Jugendlichen ein konstanter Vektor jeder Jugendpolitik des Europarats ist;

Stellt fest,

7. dass der Jugend ihre traditionellen positiven Eigenschaften (Spontaneität, Neugier, Begeisterung, Grosszügigkeit, Einsatzfreude) nicht abhanden gekommen sind, obwohl ihre Zukunft angesichts der Entwicklung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lage in Europa (anhaltende Arbeitslosigkeit, Ungewissheit der Lebensverhältnisse, politische Entfremdung, Vervielfachung verantwortungsloser Akte und Strömungen, elitäre Abgehobenheit des Aufbaus des grossen Europa usw.) schwierig und problematisch zu werden droht;

Ist der Ansicht,

8. dass zwar leider die Gefahr besteht, dass Gewalt zu einem rein negativen Ersatz für den Verlust von Zukunft und realen Aussichten wird, dass jedoch die autoritären Muster aus der Vergangenheit keine Antwort mehr auf die aktuellen Probleme versprechen;
9. dass zwar die Ausbildung der Jugend und ihre Erziehung, vor allem auch zu Bürgersinn, wie auch ein individuelles und kollektives Verantwortungsgefühl wichtige Faktoren sind, dass in ihnen allein aber keine Zukunft liegt;

Ist der Überzeugung,

10. dass Jugendfragen vorrangige Aufmerksamkeit zukommt, und dass sie eine Mobilisierung der Gesellschaft und ihrer Vertreter erfordern, die in übergreifende und zugleich vertiefte Überlegungen münden sollte, damit wir die Zeichen der politischen Zukunft lesen und die Rückeroberung des durch die Abnützung der Ideologien und traditionellen Parteien bedrohten Lebens der Politik einleiten können;

11. dass eine Erneuerung der Politik einzig über einen Pakt zwischen den Generationen und zugleich über einen generellen Pakt der Institutionen mit der Jugend erfolgen kann;

Unterstreicht,

12. dass Demokratisierung ein überdauerndes Ziel und ein unaufhörlicher Prozess ist, der von der Basis, der lokalen Selbstverwaltung der kleinsten Gebietseinheiten, bis zu den Städten und Regionen sowie von den neuen Generationen ausgeht, sodass Europa auch und vor allem ein politisches Projekt der Jugend ist;

13. dass eine Beteiligung der Jugend am politischen Leben vor allem der Stadt und der Region eine wahre Schule des Bürgersinns ist, und dass die Charta der Beteiligung Jugendlicher den europäischen Rahmen bietet, innerhalb dessen dieser Bürgersinn geprobt und umgesetzt werden kann;

14. dass die Schaffung neuer Strukturen für die Beteiligung der Jugendlichen, insbesondere kommunale und regionale Jugendräte, wie auch die Stärkung bestehender Strukturen, die alle auf die Führung lokaler Projekte und das Erlernen von Bürgerverhalten ausgerichtet sind, einen zuverlässigen Antrieb bilden für ein bürgerschaftliches und politisches Engagement der Jugendlichen;

Erklärt,

15. dass die Gemeindedemokratie in erster Linie ein bürgerschaftliches Anliegen ist und dass es gerade des bürgerschaftlichen Einsatzes der Jugend und ihrer Fähigkeit zur eigendynamischen Beteiligung bedarf, um die Institutionen der Gemeindedemokratie zu bewahren, zu erneuern und weiterzuentwickeln;

16. dass die Durchführung von Politiken für die Beteiligung junger Menschen am öffentlichen Leben kein Ersatz ist für die in der Europäischen Charta der Beteiligung von Jugendlichen am Leben der Stadt und der Region vorgeschlagenen sektoriellen Jugendpolitiken;

17. dass die Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements junger Menschen unter die Prioritäten der kommunalen und regionalen Jugendpolitiken gehört;

18. dass die Verwirklichung dieser Prioritäten die Anerkennung der Jugendlichen als Partner in kommunalen Angelegenheiten voraussetzt und einen aktiven Einsatz von ihnen fordert, der nur möglich ist, wenn sie eine Gesellschaft aufbauen helfen, die sie als die ihre erleben;

19. dass die Unterstützung der Freiwilligenarbeit und der Beteiligung von durch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Umstände ausgeschlossenen Jugendlichen eine politische Priorität darstellt;

Empfiehlt den Gemeinden und Regionen des grossen Europa,

20. integrierte Jugendpolitiken auf kommunaler und regionaler Ebene einzuleiten auf der Grundlage einer kohärenten Handhabung der sektoriellen Politiken betreffend Freizeit und Vereinsleben, Beschäftigung, Wohnen und städtische Umwelt, Bildung und Ausbildung, Mobilität, soziale und gesundheitliche Prävention, Information und Beratung, Kultur, Gleichheit von Mann und Frau, Umwelt, ländliche Gebiete;

21. diese Politiken, nach ihrer Befragung und Beteiligung an der Beschlussfassung, zusammen mit den Jugendlichen umzusetzen, als wesentliche Bedingung für eine Ankurbelung der Jugendbeteiligung am örtlichen und regionalen Leben;

22. "Jugendpunkte" (J-Punkte) einzurichten, die unter anderem mit einem Gratistelefon ausgestattet sind und die Jugendlichen informieren, sie anhören, beraten und bei ihrer Suche nach Dienstleistung und Beteiligung ermutigen;

23. das reichhaltige Vereinsleben einer Gemeinde oder Region zu stützen durch den Abschluss von Verträgen im Zusammenhang mit den sektoriellen Politiken, um an jene Jugendlichen heranzukommen, die von keiner ihnen zugedachten Aktion erfasst werden und sich von den laufenden Beteiligungsaktivitäten ausgeschlossen fühlen;

24. im Sinne der Entwicklung des jugendlichen Bürgersinnes der Schaffung und/oder Unterstützung solcher Beteiligungsstrukturen den Vorzug zu geben, die den Jugendlichen die Möglichkeit geben, über sie betreffende Angelegenheit zu beraten und zu beschliessen, also den Jugendräten, kommunalen Jugendausschüssen usw..;

25. angemessene Haushaltsmittel zur Deckung der Betriebskosten solcher Beteiligungsstrukturen wie auch die Mittel für spezifische Projekte zu gewähren;

26. die in der den Anhang zu der vorliegenden Entschliessung bildenden Schlusserklärung "Beteiligung der Jugendlichen: Jugendstaatsbürgerschaft" der Konferenz von Budapest enthaltenen Richtlinien umzusetzen, insbesondere:

27. für die erleichterte Umsetzung der sektoriellen und partizipativen Jugendpolitiken unter Heranziehung der Jugendstrukturen (Jugendräte, kommunale Jugendausschüsse usw.) speziell der Jugend gewidmete Vergünstigungs- und Dienstleistungspakete ausfindig zu machen;

28. den Erfahrungsaustausch unter Jugendlichen über ihre Beteiligung am Leben ihrer Stadt durch die Nutzung vor allem auch der mit den Städtepartnerschaften gegebenen Kanäle zu begünstigen;

29. Aktionen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vonseiten Jugendlicher in ihrer Eigenschaft als echte Partizipationserfahrungen im Dienste des Aufbaus von Europa zu unterstützen.

Empfiehlt den nationalen Kommunal- und Regionalverbänden,

30. im Lichte der vorliegenden Entschliessung und der Schlusserklärung der Budapester Konferenz Informationskampagnen über die Europäische Charta der Beteiligung von Jugendlichen am Leben der Stadt und Region zu planen;

31. falls noch keine Übersetzung der erwähnten Charta in die Landessprache und die Minderheitensprachen ihres Landes vorliegt, eine solche unverzüglich zu veranlassen;

32. eine Ausbildung der kommunalen und regionalen Abgeordneten sowie der öffentlich Bediensteten in der Beteiligung der Jugend am öffentlichen Leben allgemein sowie in der Umsetzung der Charta im einzelnen (durch die Organisation von Seminarien, Vorträgen, Fallstudien usw.) zu konzipieren und umzusetzen;

33. die Organisation von Anlässen, Treffen, Manifestationen, möglicherweise auch Preisen im Zusammenhang mit der Beteiligung Jugendlicher am Leben des Orts und der Region ins Auge zu fassen;

Ersucht

seine mit der Beobachtung der Umsetzung der vorliegenden Entschliessung und der Charta beauftragten Organe,

34. die enge Zusammenarbeit mit den Jugendstellen des Europarats über die Beteiligung der Jugendlichen am politischen und sozialen Leben auch in Zukunft fortzusetzen;

35. Beispiele aus der Umsetzung der Charta zu sammeln und rasch mit der Abfassung eines Handbuchs für den Gebrauch der Charta in der Praxis zu beginnen;

36. jede die Information über die Charta betreffende Aktion wie auch jedes lokale, regionale, nationale oder europäische Programm für ihre Umsetzung zu fördern;

37. die Möglichkeit der Schaffung eines europäischen Preises für die Beteiligung Jugendlicher am Leben der Gemeinde oder der Region, gegebenenfalls in Verbindung mit den nationalen Kommunal- und Regionalverbänden, ins Auge zu fassen.

ANHANG

EUROPA 2000

Jugendliche und ihre Städte: Ihre Beteiligung?
Ein Vergleich der politischen Richtungen

(Budapest, 23. - 25. Oktober 1997)

SCHLUßFOLGERUNGEN

“Beteiligung der Jugendlichen: Jugendstaatsbürgerschaft”

Die Vertreter der Gemeinden und Regionen aus ganz Europa, die an der internationalen Konferenz mit dem Titel Jugendliche und ihre Städte: Ihre Beteiligung? Vergleich der politischen Richtungen” teilnahmen, die der Kongreß der Gemeinden und Regionen Europas (KGRE) im Europäischen Jugendzentrum in Budapest vom 23. bis 25. Oktober 1997 in Zusammenarbeit mit der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dem Europäischen Lenkungsausschuß für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Bereich Jugend und dem Vorstand des EJZ und des EJF abhielt;

In der Erwägung einerseits der Ergebnisse der von der Jugendgruppe des KGRE mit Hilfe eines Beraters durchgeführten Untersuchung über die Umsetzung der Europäischen Charta zur Beteiligung von Jugendlichen am Leben der Stadt und der Region, die 1992 (Entschließung 237) verabschiedet wurde, und andererseits der Empfehlung Nr. R (97) 3 des Ministerkomitees an die Mitgliedstaaten bezüglich der Beteiligung von Jugendlichen und der Zukunft der bürgerlichen Gesellschaft,

und nach Anhörung:

- der Vorträge der Politiker der Städte oder Regionen von: Budapest (Ungarn), Straßburg (Frankreich), Newham-Borough, London (Vereinigtes Königreich), Turin (Italien), Lyon (Frankreich), Leeds (Vereinigtes Königreich), Baia Mare (Rumänien), Krakau (Polen), Herne (Deutschland), Appenzell-Outer Rhodes (Schweiz), Katalonien (Spanien) und Villach-Alpe Adria (Österreich) sowie anderer Städte und Region des großen Europas;

- der Zeugnisse junger Menschen, die den Rat der Jugendlichen von Baia Mare (Rumänien), Devon County (Vereinigtes Königreich), Genk (Belgien), Straßburg (Frankreich) und Budapest (Ungarn) vertreten sowie der Vertreter der nationalen Vereinigungen der Jugendräte in Ungarn, Italien, der Schweiz und Rumänien;

- der Vertreter der nationalen und europäischen Jugendorganisationen;

- der Parlamentarier, der kommunalen und regionalen Ratsmitglieder, Experten, der nationalen und europäischen Beamten und der Jugendlichen aller Nationalitäten und sozialen Schichten;

I. Bestätigen:

a. einerseits allgemein positive Anzeichen und im besonderen, daß

1. die wesentlichen Qualitäten junger Europäer wie Spontaneität, Mangel an Vorurteilen, Offenheit, Großzügigkeit und Begeisterung durch die gegenwärtige Krise nicht beeinträchtigt scheinen;

2. einige Aspekte des Europäischen Projektes wie die Ausdehnung auf den ganzen Kontinent im allgemeinen von den Jugendlichen als positiv erachtet werden;

3. neue Kommunikations- und Informationstechnologien wirkliche Möglichkeiten zur individuellen und kollektiven Entwicklung eröffnen;

4. bei den Jugendlichen der Wunsch, an der Welt der Erwachsenen teilzunehmen, weit verbreitet ist;

5. die beispielhafte Beteiligung der Jugendlichen an freiwilligen und wohltätigen Diensten ihr unermüdliches Engagement und ihre Solidarität zeigt;

6. Jugendliche, deren Lebensbedingungen und soziale Situation unsicher sind, großen Mut und Entschlossenheit zeigen, um ihre Situation zu verbessern;

7. das gemeinschaftliche Engagement der Jugendlichen, insbesondere auf kommunaler Ebene, ein wichtiger Wert bleibt;

8. wertvolle soziale, kulturelle und andere Projekte, die die Kluft zwischen den Generationen überwinden, entstehen;

9. es in mehreren europäischen Ländern immer zahlreichere Beispiele für die erfolgreiche Beteiligung Jugendlicher am kommunalen und regionalen politischen Leben gibt;

b. andererseits die Existenz einiger Faktoren, die die politische und soziale Entwicklung Europas und der europäischen Länder negativ beeinflussen könnten, insbesondere, daß

1. die europäischen Länder sich derzeit in einer Phase der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen befinden, die es einerseits der gesamten Bevölkerung und besonders den Jugendlichen erschweren, die Gegenwart und die Zukunft zu begreifen, und andererseits die Lebensbedingungen besonders der Jugendlichen unsicherer gestalten;

2. dies dazu führt, daß viele Jugendliche von der Politik und den Politikern desillusioniert sind;

3. die fehlende politische und institutionelle Beteiligung von Jugendlichen schließlich und endlich zu einer zeitlichen und räumlichen Begrenzung der Politik führt und daher eine Gefahr für die Zukunft der Demokratie darstellt;

4. die Schwächung der traditionellen Behörden auf kommunaler Ebene zu einem Anstieg der unerlaubten, unverantwortlichen, vandalistischen und kriminellen Handlungen und auf nationaler Ebene zu immer mehr fanatischen, extremistischen, millenaristischen, sektiererischen und fremdenfeindlichen oder klar rassistischen Bewegungen führt;

5. Europa einen Teil seiner Anziehungskraft für viele Jugendliche verloren zu haben scheint, die der Meinung sind, daß es zu elitär wird; eine solche Bitterkeit könnte rasch zu einer heftigen Reaktion führen, die für Europa katastrophal wäre;

II. sind der Auffassung, daß

1. die Zukunft der demokratischen Freiheit eng mit der der neuen Generationen verknüpft ist;

2. wenn den Jugendlichen die Mittel zum Aufbau ihrer Zukunft verwehrt werden, dies die Tür zur Gewalt öffnet, als letztes Mittel gegen eine Welt, die sie nicht anerkennt und in der für sie kein Platz ist;

3. die aus der Vergangenheit ererbten autoritären Modelle zerfallen, es aber gefährlich und sinnlos wäre, sie durch andere Zwangsformen zu ersetzen, einschließlich derjenigen, die sich aus der Anpassung an eine Marktwirtschaft ergeben;

4. eine Erwachsenengesellschaft Jugendliche nicht in einer Welt aussetzen darf, die immer komplexer, schwieriger und rücksichtsloser wird;

5. Ausbildung und besonders die Erziehung der Jugendlichen wesentlich für die Zukunft und sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Verantwortung liegen;

6. angesichts des Rückgangs der Ideologien, die traditionellen politischen Parteien nicht länger die einzige und alleinige treibende Kraft hinter der bürgerlichen und politischen Beteiligung der Jugendlichen sind;

7. der Niedergang der Politik die Tür für sektiererische, demagogische, extremistische, unverantwortliche und millenaristische Bewegungen öffnet, die den Totalitarismus zu neuem Leben erwecken können;

8. das Potential und der Mut der Jugendlichen noch nicht richtig untersucht und noch weniger konstruktiv genutzt worden sind;

9. die Medien, die aufgeklärte öffentliche Meinung und all diejenigen, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, den Jugendlichen und ihrer Zukunft dringend Aufmerksamkeit schenken sollten. Dies sollte das Hauptanliegen der Politik von heute sein;

10. politische und institutionelle Organisationen heute unfähig sind, die Frage der Jugend anzusprechen;

11. die Bedrohungen der Zukunft durch zwei grundlegende Schritte abgewehrt werden müssen:

- ein Generationenvertrag: Staatsbürgerschaft der Generationen;
- ein institutioneller Pakt mit den Jugendlichen: Jugendstaatsbürgerschaft;

12. die Wiederherstellung der Politik und die Erneuerung der demokratischen Freiheiten an der Basis, bei den Jugendlichen in den Regionen, Städten und in den kleineren Verwaltungsbezirken beginnen müssen;

13. heute ist die Entwicklung eines echten politischen Projektes, das die Jugendlichen für Europa offen macht, die dringendste Aufgabe;

III. Erklären, daß

1. es an der Zeit ist, die “politischen Rechte” der Jugendlichen - das Recht, zu einer neuen Dimension unserer Welt beizutragen - anzuerkennen;

2. die politische Anerkennung der Einzigartigkeit jeder Person - insbesondere der Jugendlichen - und gemeinsame Aktionen das beste Gegenmittel gegen die herrschenden mächtigen Strömungen sind, die die Menschen überflüssig machen;

3. die Erziehung zur Staatsbürgerschaft aus ihrer funktionalistischen Sackgasse befreit werden muß, damit sie in dem gegenseitigen Respekt, Gleichstellung zwischen Mann und Frau, sozialer Gerechtigkeit, Qualität und Schönheit der Umwelt, Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Völkern verankert werden kann;

4. gleichzeitig die Bemühungen verstärkt werden sollten, damit die Berufsausbildung der Jugendlichen wieder wirklich demokratisch wird;

5. die Beteiligung der Jugendlichen am politischen Leben, beginnend mit dem Leben in der Stadt und der Region, wie in der Europäischen Charta empfohlen und von den Jugendorganisationen erwartet, gegenseitigen Respekt, Freiheit und Solidarität lehrt, kurz gesagt eine Schule der wirklichen Staatsbürgerschaft bietet;

6. es das Ziel dieser Beteiligung ist, eine anständige, sich unterstützende Gemeinschaft aufzubauen, die eine Quelle neuen kommunalen, regionalen, nationalen und europäischen Stolzes sein kann;

7. wenn das staatsbürgerliche Pflichtgefühl die beste Einführung in eine aktive, freiwillig übernommene Staatsbürgerschaft ist, die Macht wirklich mit der jüngeren Generation geteilt werden muß, damit sie einen Vorgeschmack auf die Beteiligung auf kommunaler, regionaler, städtischer, nationaler, europäischer und weltweiter Ebene erhalten;

8. die schrittweise Beteiligung der Jugendlichen am politischen Leben eine echte Ausbildung zu Partizipation der Bürger darstellt, eine immer offenere und demokratischere Gemeinschaft vorsieht und alle Generationen begünstigt,

9. wenn die europäische Idee und die europäische Praxis von der Wirklichkeit, die der Bürger erlebt, getrennt werden, besonders die Jugendlichen technokratisch und elitär werden und so ihre demokratischen Grundlagen verlieren;

10. Europa von der Basis her aufgebaut werden muß, dies aber einerseits ohne die bürgerliche Verpflichtung und andererseits ohne die aktive Staatsbürgerschaft der Jugendlichen aus allen Schichten, sogar aus den kleinsten Verwaltungseinheiten, unmöglich ist;

11. die europäische Idee und die europäische Praxis noch einmal zur Quelle der bürgerlichen Beteiligung und engagierten Staatsbürgerschaft werden können, wenn ein umfassendes Projekt mit dem Ziel einer progressiven Europäisierung aufgrund einer wirklichen Förderung der Mehrsprachigkeit und des systematischen Kontaktes zwischen jungen Europäern ins Leben gerufen wird;

IV. Empfehlen

a. daß die Gemeinden und Regionen des großen Europas:

1. die Europäische Charta zur Beteiligung von Jugendlichen am Leben in der Stadt und der Region überall dort bekanntmachen, wo es angemessen ist (Schulen, Jugendorganisationen, Clubs, Vereinigungen, Jugendforen usw.) und ihre nationalen Vereinigungen auffordern, sie unverzüglich in ihre Sprachen zu übersetzen, falls dies noch nicht geschehen ist2;

2. eine Strategie zur Umsetzung der Charta in Anbetracht der vom KGRE durchgeführten Studie sowie erfolgreiche Experimente der Partizipation in mehreren europäischen Ländern und die Schlußfolgerungen dieser Konferenz ausarbeiten;

3. die Strategie auf den Grundsatz der Nähe und der Fortschrittlichkeit gründen, so daß das unmittelbare Umfeld und ein bestimmtes Thema als Ausgangspunkt verwendet werden können und die Jugendlichen Schritt für Schritt an die immer komplexere und immer größere Wirklichkeit (Städte, Regionen, Länder, Europa, die Welt usw.) herangeführt werden können;

4. zur Entwicklung des Gemeinschaftsgeistes bei Jugendlichen, geeignete Treffpunkte für Zusammenkünfte, gegenseitige Anerkennung, Diskussion und Überlegung (Clubs, Schulen, Jugendclubs, Foren, Vereinigungen, örtliche Jugendorganisationen usw.) angeboten werden, wo sie lernen können, kleine Projekte als Mitglieder einer Gruppe zu erstellen, an längerfristigen Zielen zu arbeiten und dauerhafte Freundschaften zu entwickeln (in Bereichen wie Freizeit, Sport, Kultur, Fremdenverkehr, Gruppenreisen, Kontakt mit Jugendlichen aus anderen Stadtvierteln, mit einem anderen Hintergrund, aus anderen Ländern oder mit älteren Generationen);

5. die Schaffung und die Aufrechterhaltung dieser geeigneten Treffpunkte unterstützen, damit keine städtischen oder ländlichen Gebiete oder Jugendgruppen außen vor gelassen werden und ihnen die entsprechenden Räumlichkeiten und je nach Fall in Partizipation ausgebildete Sozial-, Gemeinde- und Jugendarbeiter zur Verfügung gestellt werden, denen die Jugendlichen vertrauen;
6. die Entschließung 43 des KGRE vom März 1997: “Europa allen Jugendlichen öffnen: Städte und Regionen in Aktion” umsetzen;

7. eine Jugendstaatsbürgerschaft entwickeln und Jugendliche als Partner in Gemeindeangelegenheiten anerkennen;

8. die Einsetzung von Organen zur politischen Debatte für Jugendliche (Jugendräte, Jugendparlamente, Jugendforen, usw.) mit der oben erwähnten geographischen Verbreitung fördern;

9. die sozialen Einrichtungen und Schulen als wichtige (aber nicht die einzigen) Orte erachten, um die jungen Bürger der Zukunft zu erziehen;

10. die Bürgermeister und Stadträte auffordern, sich bereit zu erklären, zu helfen, zuzuhören, zu diskutieren und weiterzuarbeiten, die Jugendlichen als ernst zu nehmende Menschen anzuerkennen, die berechtigt sind, etwas zu sagen und den Vertretern oder Delegierten der Jugendpartizipationsorgane einen Raum im Rathaus zugänglich zu machen;

11. statt die Jugendpartizipationsorgane auf spezifische Themen zu beschränken, sie an der Erstellung eines kommunalen Plans beteiligen, der greifbare Ergebnisse bringt und zu einer ständigen und endlosen Aufgabe wird. Die progressive Beteiligung Jugendlicher an einem mittel- oder langfristigen Projekt macht aus ihnen verantwortliche Vollmitglieder;

12. in jedem Dorf, jeder Stadt und Region die Politik der Offenheit für Europa und die Welt wieder ankurbeln, wie in der Entschließung 15 (1995) des KGRE “Lokale Demokratie: ein bürgerliches Projekt” vorgeschlagen;

13. Schritt für Schritt die Erwachseneninstitutionen (Kommunalräte, städtische und außerstädtische Ausschüsse usw.) und die Verwaltungsorgane, insbesondere diejenigen, die für die Planung verantwortlich sind, den Vertretern der Jugendlichen öffnen und eine Reihe von Verbindungen (z.B. gemeinsame Arbeitsgruppen) zwischen den Erwachseneninstitutionen und den Jugendinstitutionen schaffen, so daß sie sich gegenseitig ergänzen und gemeinsame Entscheidungen treffen können;

14. eine Politik zur Jugendpartizipation am öffentlichen Leben entwickelt, die nicht die allgemeine und spezifische Jugendpolitik ersetzt, auf die im ersten Teil der Europäischen Charta Bezug genommen wird;

15. die Regionen als Räume der Partizipation der Jugendlichen am Aufbau Europas betrachten und damit beginnen, bilaterale Programme einzurichten, die sich auf eine aktive Politik der Mehrsprachigkeit stützen und den Staaten den Weg nach vorne zeigen sollen:

b. daß Jugendpartizipationsinstitutionen und -organe:

1. Netze bilden, die permanente strukturelle Verbindungen in einer Stadt oder spezifischen Region bieten;

2. Einheit in Vielfalt: zur effektiven Bekämpfung der doppelten Trennung (geographisch und persönlich) von der wir bedroht sind, schrittweise den Weg für Jugendliche aus anderen Stadtvierteln und einer anderen Schicht öffnen, indem sie eine ständige Verbindung in beide Richtungen mit ähnlichen Organen in anderen Stadtvierteln oder Bezirken einrichten, so daß eine einheitliche Struktur der Partizipation für jede mittlere oder große Stadt oder für jede Ansammlung von kleinen Städten geschaffen wird, die die verschiedenen Komponenten des Gebietes und die Jugendlichen, die dort leben, widerspiegelt (horizontal);

3. allgemeiner Ansatz für effektive Aktionen: durch alle Arten von geeigneten Verbindungen zwischen den verschiedenen Partizipationsorganen auf jeder Gebietsebene und zwischen den verschiedenen Ebenen zu erreichen(vertikal);

4. regionale oder nationale Föderationen bilden, so daß das Konzept und die Praxis der Partizipation über die Städte oder Ansammlung von Städten hinaus verbreitet werden;

5. sich in europäischen Vereinigungen zusammenschließen, um das Europa der Jugendlichen, die Europäisierung und die demokratischen Partizipation zu fördern;

c. daß Städte, Regionen, Staaten und europäische Institutionen:

1. die Beteiligung der Jugendlichen auf die politische Tagesordnung setzen, insbesondere, indem sie die notwendigen Finanzmittel für ihre Entwicklung zur Verfügung stellen;

2. die Bedeutung der zwanglosen Ausbildung, die die Jugendorganisationen bieten, anzuerkennen;

3. endlich einen bereits mehrmals vom KGRE vorgelegten Vorschlag für ein großes Projekt der Europäisierung der Jugendlichen durch Mehrsprachigkeit umsetzen

4. die Entschließung 40 (1996) des KGRE “Arbeitslosigkeit/Arbeit: neue Tätigkeiten und Berufe” prüfen, um sie gemeinsam mit dem Vertretern der Jugendlichen umzusetzen;

5. Kontakte zwischen den Generationen knüpfen und dabei den in der Empfehlung 5 (1994) des KGRE “Europa und seine alten Menschen: auf dem Weg zu einem Generationenvertrag” verabschiedeten Ansatz verwenden;

6. ihre Jugendpolitik und Verwaltungsmethoden angesichts des neuen Konzeptes und der Praxis der Jugendpartizipation am öffentlichen Leben aktualisieren;

7. auf jede nur mögliche Art den Freiwilligendienst auf allen Ebenen entwickeln;

d. daß die Leiter des Europäischen Jugendzentrums und des Europäischen Jugendfonds die Möglichkeit untersuchen, Projekten, die von Organen oder Strukturen zur Partizipation von Jugendlichen am Leben in der Stadt und der Region ins Leben gerufen wurden, finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

1 Diskussion und Annahme durch den Kongress am 17. Juni 1999, 3. Sitzung (siehe Dok. CG(6) 7, Entschliessungsentwurf, vorgelegt durch Herrn R. Venturini, Berichterstatter)

2 Die Charta liegt derzeit in folgenden Sprachen vor: Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Russisch, Ukrainisch, Rumänisch, Polnisch, Portugiesisch, Bulgarisch, Ungarisch und Katalanisch.