DREIZEHNTE TAGUNG

(Straßburg, 30. Mai – 1. Juni 2006)

Entschließung 221 (2006)1

über

die Förderung des Unternehmergeistes

bei den Jugendlichen in den Regionen Europas

(1) Diskussion und Zustimmung durch die Kammer der Regionen am 31. Mai 2006 und Annahme durch den Ständigen Ausschuss des Kongresses am 1. Juni 2006 (siehe Dok. CPR(13)2, Entschliessungsentwurf vorgelegt durch D. Lloyd-Williams (Vereinigtes Königreich, R, ILDG) im Namen von M. Khan (Vereinigtes Königreich, R, SOC), Berichterstatter).


1. Die Regionen spielen eine wichtigere Rolle denn je bei der Ausarbeitung von Strategien zur Arbeitsplatzbeschaffung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, denn die meisten Möglichkeiten, die für die Arbeitsplatzbeschaffung in Frage kommen, fallen in Bereiche, in denen sie aktiv sind und über ausschließliche oder geteilte Befugnisse verfügen. Starke Regionen sind ein wesentlicher Bestandteil der Volkswirtschaft. Die Regionalpolitik sollte daher die Innovationskraft und die Unternehmensgründungen der Regionen stärken;

2. Bei der Beschäftigung und dem Wirtschaftswachstum, aber auch bei der Einstellung zum Unternehmergeist gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den Regionen Europas. Folglich müssen die Erziehung zum Unternehmergeist, die Ausbildung und die Berufsvorbereitung zu prioritären Zielen erklärt werden und entsprechende Finanzmittel zugewiesen bekommen, damit mit Hilfe des Unternehmertums so viele Arbeitsplätze wie möglich geschaffen werden können;

3. Die vorherigen Beiträge des Kongresses zur Debatte über die Beschäftigung in den Regionen, darunter Empfehlung 52 (1998) betreffend Regionen und Beschäftigung: Ein Beitrag zur sozialen Kohäsion in Europa sowie Empfehlung 129 (2003) über empfindliche Gruppen und Beschäftigung zeigen, dass obgleich die Regionalbehörden aktiv neue Unternehmensgründungen und Jungunternehmer unterstützen, es nur wenig spezifische Maßnahmen zur Förderung des Unternehmergeistes und der Unternehmenskultur gibt;

4. Das Thema ist auch für die Europäische Union aktuell, die 2003 ein Grünbuch zum Thema „Unternehmergeist in Europa“ herausgegeben hat, gefolgt 2004 von einem „Aktionsplan: Europäische Agenda für den Unternehmergeist“, in dem die Förderung des Unternehmergeistes bei Jugendlichen für wesentlich erklärt wird;

5. Der Kongress dankt der Kammer der Regionen dafür, dass sie sich mit diesem wichtigen Thema beschäftigt hat und teilt voll und ganz die in dem Bericht: „Die Förderung des Unternehmergeistes bei Jugendlichen in den Regionen Europas“ darlegten Ansicht, dass der Unternehmergeist und die Unternehmenskultur der Bürger jeder Altersklasse, Geschlecht oder Herkunft ein wichtiger Faktor für das Wirtschaftswachstum und die Dynamik einer Region, aber auch eines der vielversprechendsten Mittel zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist;

6. Daher ruft der Kongress die Regionen der Mitgliedstaaten des Europarates auf:

a. Bei der Annahme und Umsetzung der Bildungspolitik zwischen den nationalen und lokalen Verwaltungen zu vermitteln, für eine Transition und den Unternehmergeist bei Jugendlichen einzutreten, die Kohärenz und die Koordination der Maßnahmen und Programme sowie der öffentlichen und privaten Initiativen auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene zu gewährleisten;

b. den Bürgern den Unternehmergeist und seine Vorteile für die Gesellschaft und das regionale Wirtschaftswachstum näher zu bringen, Sensibilisierungsmaßnahmen zu ergreifen und die Jugendlichen über die verfügbaren Programme zu informieren, ihnen regionale Erfolgsbeispiele aufzuzeigen und Informationskampagnen und –tage zu organisieren, die für einen neuen Unternehmergeist als konkrete Fähigkeit werben, die man erlernen kann und die nicht angeboren oder nur einigen Privilegierten gegeben ist;


c. eine territoriale Strategie und ein allgemeines Erziehungsprogramm für Unternehmergeist in Abstimmung mit den nationalen Behörden zu formulieren und in den zuständigen Einrichtungen umzusetzen. Diese sollten an die regionale wirtschaftliche und soziale Situation angepasst sein und sich auf Programme gründen, die erfolgreich in ganz Europa umgesetzt wurden, wie Programme des Netzes Junior Achievement-Young Enterprise. Hierzu gehört:

i.       eine aktive Lehre, die an das Bildungsniveau und Alter angepasst ist und auf Unternehmen und Sozialwesen ausgerichtet ist, einschließlich Geschichte und derzeitige Situation der örtlichen Unternehmen, Sensibilisierung für Wirtschaftsfragen, Simulation von Berufssituationen und Mini-Unternehmen. Sie sollte auch obligatorische praktische Übungen umfassen, die den Theorieunterricht ergänzen, in denen nicht nur gelernt werden soll, wie ein Projekt geschaffen wird, sondern auch wie der Preis festzusetzen und es zu vermarkten ist;

ii.       spezifisches Hilfs- und Studienmaterial, das den Lehrkräften und Schülern helfen soll, die Bedürfnisse des Unternehmenssektors besser einschätzen zu können und die Relevanz des Unterrichts für den Markt von morgen zu verbessern;

iii.      eine Aufstockung der Finanzmittel für die spezifische Ausbildung der Lehrkräfte in diesem Bereich;

iv.     ein Kapitel für die soziale Aktion und das Engagement der Bürger, um hervorzuheben, dass man auch außerhalb des Privatsektors etwas Gemeinnütziges „unternehmen“ kann;

v.      Anerkennung der unternehmerischen Qualifikationen;

vi.     eine spezifische Aktion für die schwächsten Gruppen der Region;

d. sich von bestehenden Partnerschaften zwischen Lehanstalten und Unternehmen leiten zu lassen, eng mit beiden Sektoren zusammenzuarbeiten und gegebenenfalls Anreize für die Berufsverbände und Unternehmen zu schaffen, sich aktiv an den Schulprogrammen zu beteiligen;

e. Partnerschaften für die Unternehmensgründung zu entwickeln, bei denen alle zuständigen Akteure auf lokaler Ebene in die Planung, Ausarbeitung und Umsetzung der Strategie eingebunden werden, um die Machbarkeit und die Durchführbarkeit der Programme auf die Kompetenzen und das Wissen der regionalen Partner zu stützen;

f. Regionalzentren für Unternehmensgründungen zu schaffen; diese Gremien könnten:

i.       Indikatoren erstellen, quantitative Messungen vornehmen und die Programme auswerten (Kosten-Nutzen-Effizienz, regionale Relevanz, Durchführbarkeit usw.) und die bestehenden Initiativen regelmäßig überwachen;

ii.       rechtzeitig den Jungunternehmern der Region relevante Ratschläge geben und die Öffentlichkeit über die Rechts- und Steueraspekte bei der Unternehmensgründung sowie über mögliche Beihilfen entsprechend informieren;

iii.      einen Katalog der guten Praktiken auf regionaler Ebene erstellen, eine Plattform für Diskussion, Sensibilisierung, Austausch von guten Praktiken und Verbreitung von Informationen bieten und Möglichkeiten zur Unternehmensgründung in der Region aufzeigen;

iv.     die Bedingungen und Verwaltungsverfahren (Ein-Schalter-Prinzip nach dem Beispiel der Unternehmenszentren in Portugal) vereinfachen;

g. Räumlichkeiten Jungunternehmern zu Vorzugsmieten anzubieten;

h. die Überlebenschancen der jungen Unternehmen zu verbessern, indem den potenziellen Jungunternehmern Programme angeboten werden, in denen sie bereits im Vorfeld ihre Widerstandsfähigkeit in einem anspruchsvollen Seminar über eine Woche hinweg testen können und die Möglichkeit erhalten, Managern im Ruhestand zu begegnen, die sie beraten und unterstützen können. Dadurch wird ein Wissenstransfer ermöglicht, aber auch das Zugehörigkeitsgefühl und der soziale Zusammenhalt beider Generationen gestärkt,

i. bei den Zentralregierungen für eine Senkung der nationalen Steuern und Sozialabgaben für kleine und mittlere Unternehmen einzutreten;

j. die Anreize, Subventionen und Kredite für Unternehmen besser auf neu gegründete Unternehmen und die Charakteristiken der Unternehmer mit Hilfe eines effizienten Kontrollsystems für Unternehmensideen auszurichten und finanzielle Anreize für die Unternehmensgründung in der Region wie Sonderkredite oder Projektausschreibungen vorzuschlagen;

k. soweit wie möglich alle administrativen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die die unternehmerische Tätigkeit behindern können und entsprechend ihren Kompetenzen, die steuerliche Belastung der Unternehmen allgemein zu senken, günstigere steuerliche Bedingungen für private Investoren zu bieten und so ihre positive Rolle bei der Förderung der Unternehmensgründung anzuerkennen;

l. finanziell die Nichtregierungsorganisationen und andere Organisationen, die Erziehungsprogramme für den Unternehmergeist verbreiten sowie die Bildungsanstalten zu unterstützen, mit denen sie zusammenarbeiten;

m. sich zu bemühen, die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und ethnischen Gruppen bei den regionalen Strategien zur Unternehmensgründung zu beseitigen und zu verhindern und aktiv die Minderheitengruppen und ihre Netze bei ihren unternehmerischen Tätigkeiten zu unterstützen, damit auch Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen (Behinderte, Migranten, ethnische Minderheiten, Jugendliche auf der Suche nach einer ersten Anstellung) von den Hilfsprogrammen für die Unternehmensgründung profitieren können.

7.       Schließlich beschließt der Kongress:

a. möglichst den Austausch von Erkenntnissen und guten Praktiken zwischen den Behörden zu fördern;

b. auf regionaler oder gesamteuropäischer Ebene Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung des Unternehmergeistes durchzuführen oder besondere Aktivitäten hierzu vorzuschlagen;

c. den Ausschuss für Sozialen Zusammenhalt aufzufordern, die Ergebnisse des Runden Tisches zur Kenntnis zu nehmen, der zur Förderung des Unternehmergeistes bei Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen und Jugendlichen aus Minderheitengruppen, organisiert werden soll;

d. den Ausschuss der Regionen der Europäischen Union aufzufordern, im Rahmen des am 13. April 2005 in Brüssel unterzeichneten Kooperationsabkommens zwischen diesem Organ und dem Kongress die Unternehmenskultur in den Regionen noch weiter zu entwickeln und die Möglichkeit zu prüfen, gemeinsame Aktivitäten mit den Regionen und Gemeinden hierzu durchzuführen.