Symposium “Erbe und Moderne”

Innsbruck, Oesterreich 4.-5. Oktober 2007

LHStvin Dr. inElisabeth Zanon

Seit der Gründung des heute 46 Mitgliedstaaten umfassenden Europarates im Jahre 1949 haben sich stets Innsbrucker und Tiroler Politiker in führenden Positionen im Europarat engagiert (Alois Lugger war viele Jahre Präsident der Konferenz der Gemeinden im Europarat, Herwig van Staa war Präsident der Kammer der Gemeinden, Präsident des Kongresses und ist heute Vizepräsident des Kongresses, Hilde Zach ist Präsidentin des Kulturausschusses des Kongresses).

Ungeachtet des Beitritts Österreichs zur europäischen Union im Jahre 1995 ist der Kongresses der Gemeinden und Regionen im Europarat (KGRE) nach wie vor überaus wichtig für die Vertretung regionaler und kommunaler Interessen auf europäischer Ebene.

Die fachliche Vor- und Aufbereitung von Spezialthemen für den Kongress bzw. seine beiden Kammern erfolgt in den Statutarischen Ausschüssen.

Freude, dass der Kongress beschlossen hat, die Herbst-Sitzungen des Kulturausschusses hier in der Landeshauptstadt von Tirol durchzuführen.

Wie kann moderne Architektur mit ihrem historischen Kontext in Übereinstimmung gebracht werden? Wie kann die nachhaltige Entwicklung von Städten sicher gestellt werden unter Berücksichtigung einerseits von Erhaltungserfordernissen, andererseits der Erfordernisse aus der Erfüllung zeitgemäßer Anforderungen.

Gerade in einem Bergland wie Tirol stellt sich diese Frage mit besonderer Brisanz: Viele Städte und Orte des Landes wurden gehen auf antike bzw auf mittelalterliche Gründungen zurück und besitzen daher einen historischen Stadt- bzw Ortskern. Da lediglich 13 % des Gebietes von Tirol als Dauersiedlungsraum geeignet ist, können diese Städte und Orte nach außen nur sehr begrenzt wachsen. Daher müssen gerade in Tirol diametrale Interessen – die Erhaltung historischer Bausubstanz einerseits und die Erfüllung zeitgemäßer Anforderungen – auf engstem Raum gleichermaßen berücksichtigt und zur Übereinstimmung gebracht werden.

Andererseits haben der Strukturwandel unserer Gesellschaft, geändertes Wertverständnis und wachsende Mobilitätsanforderungen zur teilweisen Entsiedelung mancher Ortskerne geführt. Um der Zersiedelung von Gebirgslandschaft entgegen zu wirken und die Revitalisierung der Ortskerne voranzutreiben, hat das Land Tirol im Jahr 2004 spezielle Förderprogramme beschlossen. Dadurch ist es in den letzten Jahren gelungen, zwischen dem Erhalt wertvoller Landschaftsräume bzw. historischer Baustruktur und zeitgemäßen architektonischen Innovationen eine Brücke zu schlagen.

Gegensätzliche Interessen prägen auch die übrigen 87 % des Landes, die nicht als Dauersiedlungsraum geeignet sind: Hier gilt es, Interessen von Wirtschaft und Tourismus dem Interesse an der Erhaltung möglichst unberührter Natur gegenüber. Also auch hier gleichermaßen der Gegensatz Erbe und Moderne.

Wir sind aufgerufen, die vorgefundenen Ressourcen (Naturlandschaften, sauberes Wasser, saubere Luft, aber auch historische Bauwerke, Stadt- und Ortsbilder nachhaltig zu nutzen, also deren Substanz für die nachkommenden Generationen zu erhalten. Der historische Charakter und die Identität unserer Städte und Orte sind Teil der kulturellen Identität der Tiroler Bevölkerung, der nicht neuzeitlichen Entwicklungen geopfert werden darf.

Wenn sich dieses Symposium intensiv mit den Beispielen Amsterdam, Vorarlberg und Innsbruck befasst, so wird die große Bandbreite der zu erfassenden Thematik deutlich:

-          In Amsterdam konnten im Mittelalter Häuser und Straßen nur mit Hilfe unzähliger Pfähle als Untergrund im Sumpfland gebaut werden. Heute hat die Hauptstadt der Niederlande 745.000 Einwohner und besitzt unzählige jahrhundertealte Denkmäler und historische Gebäude.

-          In Vorarlberg, dem zweitkleinsten Bundesland Österreichs, das jedoch über die zweithöchste Bevölkerungsdichte verfügt, konnte durch die breite Akzeptanz moderner Architektur in allen Gesellschaftsschichten das Bewusstsein für eine gemeinsame Kulturlandschaft gestärkt und eine produktive Verbindung zwischen Tradition und Moderne geschaffen werden.

-          In Innsbruck können die Teilnehmer vor Ort Beispiele einer Symbiose von bis zu 800 Jahr alter historischer Bausubstanz und modernen Bauwerken und Einrichtungen studieren. Das diesbezüglich aktuellste Beispiel ist sicherlich die Hungerburg-/Nordkettenbahn vom historischen Stadtkern Innsbrucks auf die Seegrube